Auf den ersten Blick ist Corleone nur eine unter vielen sizilianischen Kleinstädten. Nur warum trifft man hier auf derart viele Touristen? Es ist der Name, der sie alle in ihrem Sizilien Urlaub zu einem Abstecher verführt: Im Roman und Film "Der Pate" ist "Corleone" der Nachname der im Mittelpunkt stehenden Mafia-Familie.
Zufall ist das allerdings nicht: Corleone war in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg tatsächlich eine Hochburg der sizilianischen Mafia und zählte zeitweise zu einer der gefährlichsten Städte der Welt.
Heute ist in Corleone eine fast langweilige Normalität ausgebrochen. Würden nicht die Bar-Besitzer in der Nähe von Sehenswürdigkeiten mit Bildern aus "Der Pate" werben, wären die Spuren der Mafia - jedenfalls für Sizilien Urlauber - "vom Winde verweht". Wer sich dann aber etwas näher mit dem zeitgenössischen Corleone befasst merkt schnell, daß das Thema "Mafia" nach wie vor sehr präsent ist - heute allerdings in Form der Antimafia.
Was muss man in Corleone unbedingt sehen?
Corleone ist wegen des Romans und Films 'Der Pate' weltberühmt. Das Antimafia-Museum der Stadt zeigt sehr klar den Unterschied zwischen deren Fiktion und der realen Gesichte der sizilianischen Mafia. Daneben bieten die Gassen des Stadtzentrums eine Unmenge interessanter Details. Sie werden im Corleone-Führer von Trip Tipp Sicily detailliert beschrieben.
Lohnt sich ein Besuch Corleones nur wegen der 'Paten'?
Nein - Sizilien und speziell Corleone auf die 'Paten' zu reduzieren wäre grundfalsch. Hätte die Stadt nicht diese sehr spezielle Geschichte, würde sie in Reiseführern wegen der sie umgebenden Natur gepriesen. Besonders zu erwähnen ist hier Ficuzza mit seinem für mediterrane Verhältnisse riesigem Wald.
Wann ist die beste Reisezeit?
Die Sehenswürdigkeiten Corleones sind zu jeder Jahreszeit interessant. Die ländliche Umgebung ist im Sommer und Herbst durch den Kontrast der braunen Felder und des blauen Himmels geprägt. Im Winter und Frühjahr blüht es dagegen und die Wasserfälle sind aktiv.
Ist Corleone gefährlich?
Nein - im Gegenteil. Corleone ist mittlerweile eine der sichersten Städte der Welt. Einst eine Hochburg der sizilianischen Mafia ist Corleone heute der wohl symbolträchtigste Ort der Antimafia-Bewegung.
Wie kommt man nach Corleone?
Da Corleone im dünn besiedelten Landesinneren Siziliens liegt und auch die Umgebung der Stadt viele Sehenswürdigkeiten bietet, ist die Anfahrt mit einem Mietwagen empfehlenswert. Corleone ist sehr einfach über die Staatsstrasse SS118 erreichbar.
Die Informationen auf dieser Seite stammen von unserer Sizilien-Expertin Britta Bohn.
Britta beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Alltag und dem Leben auf Sizilien.
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Sizilianische Mode? Dolce & Gabbana?
Stimmt! Ein echter Geheimtipp aber ist Mode, die in Sizilien entworfen und hergestellt wird.
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Corleone liegt direkt an der Strada Statale SS118 (blaue Linie in der Karte oben). Die SS118 zweigt bei Bolognetta von der Schnellstraße zwischen Palermo und Agrigento ab (SS121/SS189). Von Palermo aus dauert die Anfahrt nicht mehr als eine halbe bis dreiviertel Stunde. Wer aus Agrigento anreist, kommt von Süden her über die SS118.
Wer die Innenstadt Corleones besuchen möchte, biegt am nördlichen Ortseingang in die Via Giuseppe Verdi. Von hier aus sind es noch gut 1 km bis zu einem kleinen Parkplatz in direkter Nachbarschaft des Stadtparks (Marker 1 in der Karte oben).
Wer allerdings nur den Wasserfall Corleones bewundern möchte, biegt in die Via Napoli ein und trifft schon nach ca. 200 m auf einen kleinen Parkplatz (Marker 9).
Vom Parkplatz am Rande der Altstadt sind es nur ein paar Schritte zur ersten, für eine Kleinstadt von 11.000 Einwohnern sehr erstaunlichen Sehenswürdigkeit - dem Stadtpark von Corleone (Marker 2 in der Karte oben). Er ist sage und schreibe 4000 qm groß und so etwas wie der "Central Park" der Stadt.
Im Gegensatz zu New York hätte Corleone aber gar keine grüne Lunge nötig. Die Stadt wurde spätestens mit der Ankunft der Araber im 9. Jahrhundert eine Hochburg der sizilianischen Landwirtschaft. Ein Blick auf die Satelliten-Ansicht in der Karte oben zeigt, daß das auch heute noch so ist.
Mehr noch: Corleone liegt nur 10 km von dem riesigen Waldgebiet des Bosco di Ficuzza entfernt. Diese "grüne Umgebung" kann aber natürlich mit einem Park voller mediterraner Flora nicht mithalten. Die sollten Sie sich auch in Ihrem Sizilien Urlaub nicht entgehen lassen. Für Besucher Corleones ist der Stadtpark insgesamt ein hervorragender Einstieg in die Stadt. Er bringt gleichermaßen Entspannung und Information: Am Eingang finden Sie die Tourist-Info Corleones (Marker 3 in der Karte oben).
Auf dem Weg in das Zentrum von Corleone stoßen Sizilien Urlauber auf einen zentralen Platz der Stadt - die Piazza Nascè (Marker 4 in der Karte oben). Namensgeber ist Francesco Paolo Nascè, ein im Corleone des 18. Jahrhunderts geborener Literat.
Ausserhalb Siziliens ist er nur Spezialisten bekannt. Kein Wunder - seine Spezialität war die Modernisierung der sizilianischen Literatur. Mit diesem Spezialthema brachte er es aber immerhin zu einer Professur an der Universität Palermo.
Viel bekannter ist die Piazza Nascè allerdings als Symbol für die sizilianische Spielart des Feudalismus. Früher markierte die Piazza Nascè die Grenze zwischen der Stadt und den um sie herum liegenden Feldern der Landbarone. Deren Verwalter (die Gabellotti) erschienen hier morgens, um Tagelöhner für die gerade anliegenden Feldarbeiten anzuheuern.
Und von diesen landlosen Bauern gab es ein ganzes Heer. Erst nach dem zweiten Weltkrieg verschaffte ihnen eine Landreform eigene kleine Höfe. Heute treffen Sie daher morgens auf der Piazza Nascè weder landlose Bauern noch mafiöse Gabellotti.
Vom Stadtpark aus geht es direkt geradeaus zur Piazza Garibaldi - dem Zentrum der Altstadt von Corleone (Marker 5 in der Karte oben). Wie quasi in jeder sizilianischen Kleinstadt finden sich hier das Rathaus, die größte Kirche und natürlich eine Bar.
Diejenige im Zentrum Corleones nutzt frech das Mafia-Klischee für sich aus: An der Außenwand, direkt neben dem Eingang, prangt ein großes Bild mit einer Szene aus "Der Pate" - aber natürlich nicht irgend einer Szene.
Das Bild zeigt den jungen Michael Corleone (Al Pacino) bei seinem ersten Besuche auf Sizilien, ganz "zünftig" mit einer abgesägten Schrotflinte über dem Rücken - wie in dem Video am Anfang dieses Artikels. Der Bar-Besitzer betreibt ein hervorragendes Marketing. Er zeigt dem geneigten Sizilien Urlauber genau das, was er hier vermutet.
Tatsächlich aber wurde nicht einmal der Film in Corleone gedreht. Und tatsächlich sitzt heute im Rathaus an der Piazza Garibaldi ein Stadtrat, der sich 2012 offiziell für die "echte" Mafia-Vergangenheit seiner Heimatstadt entschuldigt hat.
Wie wir schon im Zusammenhang mit der Piazza Garibaldi gesehen haben, bedeutet "Mafia" heute in Corleone zwei Dinge: Da ist zum einen das Ausnutzen des Klischees, um Touristen anzulocken und zum anderen die Aufarbeitung der "echten" Mafia-Vergangenheit.
Dem dient u.a. das nur wenige Meter von der Piazza Garibaldi enfernte Mafia-Museum namens CIDMA (Marker 6 in der Karte oben). Dieses Museum besteht aus zwei Teilen. Der erste dient der wissenschaftlichen Betrachtung der organisierten Kriminalität im Allgemeinen.
Der zweite Teil wendet sich an Besucher und basiert wiederum auf zwei Botschaften. Die erste Botschaft ist "Mafia = Terror". Sie wird über Fotos aus Corleone und Palermo vermittelt, die hauptsächlich in den 70er und 80er Jahren entstanden. Sie erinnern heutige Betrachter eher an Ereignisse aus dem Nahen Osten.
Die zweite Botschaft steckt in einem großen Regal mit Akten. Es sind diejenigen des sog. Maxi-Prozesses, dem ersten großen Schlag des Rechtsstaates gegen die Mafia in der ersten Hälfte der 80er Jahre. Durch ihn wanderten auf einen Schlag fast 400 Mafiosi in Hochsicherheitsgefängnisse. Die Botschaft ist klar: Selbstverständlich kann man die Mafia erfolgreich mit rechststaatlichen Methoden bekämpfen.
Wer sich im wohlverdienten Sizilien Urlaub diese Geschichten aus der schlechten alten Zeit Siziliens ersparen möchte, geht einfach am Mafia-Museum vorbei und lässt die friedliche Altstadt Corleones auf sich wirken.
Dabei treffen Sie nur wenige Meter vom Mafia-Museum entfernt auf das ehemalige Krankenhaus Corleones (Marker 7 in der Karte oben). Es wird gerade zu einem Kulturzentrum umgebaut. Für gewöhnlich sind Krankenhäuser kein besonders attraktives Urlaubsziel. Dieses hier ist allerdings sehr eng mit der Mafia-Vergangenheit Corleones verbunden.
Deren zweifelhafter "Weltruhm" geht nämlich ausgerechnet auf einen in Corleone beliebten Arzt zurück. So beliebt Dr. Michele Navarra auch als Arzt war, bei der Durchsetzung seiner eigenen Interessen ging er äußerst brutal vor. Das zeigt z.B. sein "Karrieresprung" zum Chef des Krankenhauses: 1946 ermordete er seinen Vorgänger, um dessen Posten zu übernehmen.
Das Krankenhaus wurde so zu einer regelrechten Brutstätte der Mafia. Sogar im Zuge der aktuellen Renovierungsarbeiten fand man noch versteckte Waffen. Wer solch ein Klima der Gewalt erzeugt, sollte sich nicht wundern, wenn sie sich eines Tages gegen einen selber richtet. Michele Navarra wurde 1958 durch Rivalen ermordet.
Das war der Anfang der Karriere zweier Jung-Mafiosi, die zum international bekannten Markenzeichen der sizilianischen Mafia wurden: Salvatore (Totò) Riina und Bernardo Provenzano. Zwei Namen, die das Bild Siziliens weltweit geprägt haben - leider nicht gerade im positiven Sinne.
1993 und 2006 hat sich der Rechtsstaat auch dieser beider Herren angenommen: Totò Riina und Bernardo Provenzano haben mittlerweile die 80 überschritten und verbringen ihre letzten Tage in einem Hochsicherheitsgefängnis.
Neben dieser "klassischen Maßnahme" der Strafverfolgung nutzt der sizilianische Rechtsstaat noch eine zweite sehr wirkungsvolle Waffe: die Beschlagnahme von Mafia-Eigentum. So wird den noch verbliebenen Resten der Mafia der ökonomische Boden entzogen. Das enteignete Eigentum wird zumeist Antimafia-Initiativen aller Art zur Verfügung gestellt.
Die bekannteste ist wohl die 1995 von dem recht "weltlichen" Geistlichen Luigi Ciotti gegründete Initiative "Libera". Sie beackert mittlerweile etliche Felder und Weinberge zwischen Palermo und Corleone. Die Produkte dieser Arbeit werden unter der Marke Libera Terra (freie Erde) in ganz Europa vertrieben.
Natürlich gibt es auch in Corleone ein "Outlet", die Bottega della Legalità (Marker 8 in der Karte oben). Der auf Deutsch etwas sperrig klingende Name, also "Laden der Legalität", deutet schon an, daß auch dieses Gebäude konfisziert wurde - und zwar von keinem andern als dem "berühmten" Bernardo Provenzano. Kaufen Sie hier eine Flasche Wein, ist also sichergestellt, daß die gesamte Lieferkette mafiafrei war. Auf diese Weise hilft also auch Ihr Sizilien Urlaub der Antimafia-Bewegung Corleones.
Wir sind mit der grünen Seite Corleones gestartet und wollen auch mit ihr enden. Direkt an das östliche Ende der Stadt schließt ein Berg an - der "Montagna Vecchia" (alter Berg).
Wie überall in den Bergen Siziliens sammelt sich hier im Winter sehr viel Oberflächenwasser. Da der Montagna Vecchia an seiner der Stadt zugewandten Seite steil abfällt, tut es hier auch das Wasser (Marker 10 in der Karte oben).
Früher nutzte man dessen Kraft um eine Getreidemühle zu betreiben. In einer von Ackerbau geprägten Umgebung eine sehr sinnvolle Einrichtung. Corleone konnte so nicht nur Getreide, sondern auch Mehl liefern.
Getreide wird auf den Feldern Corleones auch heute noch angebaut. Der Wasserfall dient heute allerdings einem anderen Wirtschaftszweig - dem Tourismus. Er ist tatsächlich ein recht beeindruckendes Urlaubserlebnis und einer der vielen Gründe, Sizilien im Winter zu besuchen.
Auf dem Weg von Palermo nach Corleone fahren Sie durch eines der schönsten Naturschutzgebiete Siziliens - der "Riserva Naturale Orientata Bosco della Ficuzza, Rocca Busambra, Bosco del Cappelliere e Gorgo del Drago" (Marker 11 in der Karte oben). Nein - kürzer ging's nicht!
Lassen Sie uns der Einfachheit halber das Naturschutzgebiet kurz "Ficuzza" nennen - nach dem mitten in ihm liegenden Dorf. Das riesige Jagdschloss des Dorfes zeigt, daß nicht nur wir heutigen Sizilien Urlauber von Ficuzza begeistert sind.
Gebaut wurde es Ende des 18. Jahrhunderts für niemanden weniger als den König von Sizilien. Und der hätte diesen Aufwand sicherlich nicht in einem x-beliebigen Wald getrieben. Für seine Ausritte war das sanfte Auf und Ab der Waldlandschaft genau das Richtige. Nicht zu steil (und damit zu anstrengend) aber auch nicht zu flach (und damit langweilig).
Und genau deswegen ist Ficuzza auch für all diejenigen Sizilien Urlauber perfekt, die ohne alpinistische Ambitionen einfach nur ein bischen wandern möchten. Aber auch allen, die höher hinaus möchten hat Ficuzza etwas zu bieten: den Rocca Busambra. Um diesen 1600m hohen Felsen zu besteigen, sind allerdings Schwindelfreiheit, Wanderstöcke und Wanderstiefel Grundvoraussetzung.
Wem das immer noch nicht wild genug ist, der kann sich der Canyoning-Gruppe des sizilianischen Alpenvereins anschließen und sich den Wasserfall "Gola del Drago" hinunterstürzen. Dazu ist es allerdings notwendig, Sizilien im Winter oder frühen Frühjahr zu besuchen. Warum das so ist und was sie sonst noch im Naturschutzgebiet Ficuzza erwarten, finden Sie hier.
Auf dem Weg von Ficuzza nach Corleone lohnt sich ein kleiner Abstecher in die "Pampa". Bei Marker 12 in der Karte oben stehen Sie nämlich urplötzlich vor einer Kirche.
Drumherum ist aber nicht etwa ein Dorf. Nein, Felder und Wiesen soweit das Auge reicht. Wie um Himmels willen kommt diese Kirche dorthin?
Das sie umgebende Land war früher das Lehen "Strasatto". Um 1800 herum hatte es ein Viehzüchter namens Lo Jacono gepachtet. Eines Tages beauftrage Lo Jacono seine Söhne dort einen Schafstall zu bauen.
Diese gingen sofort ans Werk und begannen Baumaterial zu sammeln. Und genau dabei passierte es dann: Dort, wo heute die Kirche steht, fanden die Söhne einen großen quadratischen Stein mit dem Bildnis der Maria vom Heiligen Rosenkranz. Sie bauten ein Fundament, stellten den Stein mit dem Bildnis darauf und begannen, einen Zaun um das Ganze zu ziehen. Dabei tat sich plötzlich eine Quelle mit reinstem Wasser auf - und das in einer bisher völlig trockenen Umgebung.
Damit aber nicht genug: Wie sich bald herausstellen sollte, war das Wasser nicht nur sauber, sondern auch heilsam. Es rettete die Schafherde, die ein paar Tage nach dem Fund der Quelle von einer Seuche befallen worden war. Davon hörte auch der im Schloss von Ficuzza wohnende König. Von einem Knieleiden gequält begab er sich zu der Quelle, betete, trank, stand auf und ging geheilt wieder fort. Zum Dank überschrieb er dem neuen Heiligtum - vertreten durch das Erzbistum Monreale - 20 ha Land.
Er versprach dem Heiligtum ausserdem beim Erreichen bestimmter politischer Ziele die Reste eines Lehens namens "Tagliavia". Der König erreichte seine Ziele und so kam das Heiligtum zu weiteren 60 ha Land. Gleichzeitig förderte der König den Bau einer ersten Kirche. Jahre später, am 1. Mai 1845, wurde die heutige Wallfahrtskirche "Santuario Madonna di Tagliavia" eingeweiht.
Den Anfang der Geschichte mag man glauben oder auch nicht. Daß der König dem Erzbistum Monreale 80ha Land übereignet hat, ist allerdings notariell beglaubigt. Und daß als Ergebnis des Ganzen eine Wallfahrtskirche entstand, können Sie mit eigenen Augen bewundern.
Früher wurde sie übrigens von Mönchen betreut, die in einem Anbau der Kirche lebten. Heute hat diese Aufgabe die Gemeinschaft Fünf Steine übernommen. In ihr sind auch Nonnen "erlaubt" - moderne Zeiten also in der katholischen Kirche. Die "Fünf Steine" beziehen sich u.a. auf Franz von Assisi, also den Schutzpatron der Tiere. Wenn Sie also auf den Kirchentreppen Hund und Esel begegnen, dann ist das kein Zufall.
Zurück vom Ausflug nach Corleone beschließen Sie, den Tag mit einer schönen Pasta alla Carbonara ausklingen zu lassen.
Aber woher kommem eigentlich die Zutaten?
Idealerweise haben Sie sie natürlich aus der Bottega della Legalità in Corleone mitgebracht. Ihre Pasta ist dort aber nicht auf den Regalen gewachsen. Denn natürlich beschert uns die Landwirtschaft das, was auf dem Teller liegt.
Leider hat die Landwirtschaft Sizilien aber auch noch etwas ganz anderes beschert: die Mafia. Während nämlich ab dem 18. Jahrhundert in Westeuropa der Feudalismus langsam verschwand, hielten die sizilianischen Landbarone zäh an ihm fest. Schlimmer noch: sie überliessen Verwaltern (den Gabellotti) das Feld - im wahrsten Sinne des Wortes. Letztere hatten an einer Modernisierung der Landwirtschaft keinerlei Interesse. Wozu auch - gab es doch ein Heer landloser Bauern.
Die allerdings wehrten sich immer wieder gegen ihr Schicksal - auch mit Gewalt. Dagegen wiederum stellten die Gabellotti ihre Feldhüter (die "Campieri") auf. Ihr Kennzeichen: Schiebermütze und Lupara.
Einer, der diesem Treiben endlich ein Ende setzen wollte war - man mag es kaum glauben - Mussolini. Aber nicht etwa, weil er ein guter Mensch war. Ganz im Gegenteil: Zum einen dulden Verbrecher keine anderen Verbrecher neben sich und zum anderen brauchte Mussolini Nahrungsmittel für seine Raubzüge in Afrika.
Zur Erreichung des ersten Ziels ernannte er den "eisernen Präfekten" Cesare Mori. Dem zweiten Ziel diente die Übereignung ungenutzten Landes an landlose Bauern. Für sie wurden teilweise sogar Dörfer neu gegründet. Eines von ihnen, der Borgo Schirò (Marker 13 in der Karte oben), befindet sich vor den Toren Corleones.
Wie wir heute wissen, waren Mussolinis Aktivitäten nicht besonders "nachhaltig". Nach seinem Ende erholte sich die Mafia sehr schnell von den Schlägen Cesare Moris und Mussolinis Dörfer wurden zu Geisterstädten. Das Video oben zeigt den heutigen Zustand des Borgo Schirò sehr schön - auch wenn es am Anfang ein wenig "düster" nachbearbeitet wurde. Ein Besuch zu diesen ganz besonderen Wurzeln der Antimafia-Bewegung lohnt sich auf jeden Fall.
Wie wir im vorherigen Abschnitt gesehen haben, war Mussolinis Kampf gegen die Mafia wenig erfolgreich. Im Gegenteil, Corleone wurde nach dem zweiten Weltkrieg zur Hochburg der sizilianischen Mafia.
Die "Bosse der Bosse" waren seit den 60er Jahren allesamt "Corleonesi". Sie setzten sich mit brutaler Gewalt gegen Mafia-Familien aus Palermo durch - und schaufelten sich genau damit ihr eigenes Grab.
Wurde früher nämlich die Mafia als Folklore abgetan, sah der italienische Staat sich jetzt gezwungen zu handeln. Darauf reagierte die Mafia mit Attentaten auf Polizisten, Staatsanwälte und Richter - und forderte den Staat damit nur noch mehr heraus: Anfang der 90er Jahre kam sogar die italienische Armee zum Einsatz.
Parallel dazu wurden Kronzeugenregelungen und Zeugenschutzprogramme aufgebaut. Sie waren der Ausweg für Mafiosi, die selber unter den Gewaltorgien litten. Diese Pentiti waren der wohl wichtigste Hebel der Mafia-Jäger: Mit jedem von ihnen wurde die ehemalige Geheimorganisation "Cosa Nostra" ein Stück transparenter. Eines der wichtigsten Gesetze der Mafia, die Omertà funktionierte nicht mehr.
Der nette ältere Herr im Bild oben hatte das erkannt. Er heisst Bernardo Provenzano und ist der letzte "Boss der Bosse" aus Corleone. Wenn Sie das Video laufen lassen, sehen Sie seine Festnahme am 11. April 2006. Er muss Ihnen aber nicht leid tun: Bevor er zu der Erkenntnis kam, daß sich die Mafia mit ihren Gewaltexzessen selber geschadet hatte, hatte er bei ihnen kräftig mitgemischt. Er verbringt daher den Rest seines verpfuschten Lebens wegen vielfachen Mordes in einem Hochsicherheitsgefängnis.
Falls Sie sich übrigens entschliessen sollten, den Ort seiner Festnahme zu besuchen (Marker 14 in der Karte oben) - seien Sie gewarnt: es ist dort totlangweilig. Sie sehen vor Ort nur das oben im Video gezeigte Gartenhäuschen mit angeschlossenem Schafstall. Hier also lebte der "Boss der Bosse" und Multimillionär Bernardo Provenzano. Kaum zu glauben! Millionär ist der Herr übrigens auch nicht mehr. Sein Eigentum wurde konfisziert.
Don Vito Corleone - Zufall ist es nicht, daß Mario Puzo der zentralen Figur seines Romans diesen Namen gab.
Natürlich hatte er für seinen Roman intensiv recherchiert. Und dabei wird er gleich zu Beginn auf den Namen Corleone gestoßen sein. Damals, also in den 60er Jahren, galt die Stadt als eine der Hochburgen der "real existierenden" Mafia.
Also machte es Sinn, eine Mafia-Familie "Corleone" zu nennen. In Corleone selber gab es diesen Nachname allerdings nicht. Mario Puzo dachte sich daher eine spezielle Vorgeschichte aus. Im Film Der Pate II wurde sie so erzählt:
1901 hatte es ein gewisser Antonio Andolini gewagt, sich dem Mafia-Boss von Corleone, Don Ciccio, respektlos gegenüber zu benehmen. Das bezahlte er mit seinem Leben. Antonios Sohn Paolo schwor Rache und wurde von Don Ciccio "vorsorglich" noch während der Beerdigung des Vaters erschossen.
Antonios Witwe wandte sich daraufhin an Don Ciccio und bat ihn, wenigstens den jüngsten Sohn Vito zu verschonen. Don Ciccio lehnte ab. Die Mutter hatte jetzt also nur noch eine Möglichkeit: Sie setzte Don Ciccio ein Messer an die Kehle und verschaffte damit ihrem Sohn Vito Zeit zu fliehen. Don Ciccios Schergen gelang es natürlich schnell die Mutter abzudrängen und auch sie zu erschiessen.
Der kleine Vito aber erreicht mit Hilfe von Verwandten ein Auswandererschiff nach Amerika. Auf Ellis Island angekommen, verwechselte man Herkunftsort und Nachnamen und so wurde aus Vito Andolini der bekannte Vito Corleone.
Tatsächlich hätte Don Ciccio mehr Energie aufwänden sollen, um auch Vito zu ermorden. Warum, zeigt das Video: Vito Corleone (jetzt dargestellt durch Robert De Niro) ist nach Sizilien zurückgekehrt und trifft auf den mittlerweile alten und schwerhörigen Don Ciccio.
Auch wenn Sie kein Italienisch sprechen: den Rest der Geschichte verstehen Sie - todsicher.
Sie denken nun, "Der Pate" mache Geld mit übertriebener Grausamkeit? Leider nicht. Die Personen sind zwar nicht authentisch, die Handlungen aber sehr wohl. Die "echten" Paten von Corleone haben, um sich zu rächen - oder um sich vor Rache zu schützen - ganze Familien ausgelöscht. Und sie haben dabei auch nicht vor Kindern Halt gemacht.
Tatsächlich war die Realität oft grausamer als die Fiktion. Einige halten daher dem "Paten" nicht Grausamkeit, sondern Verklärung vor. Von dieser Faszination des Bösen ausgehend, zeigt uns der nächste Abschnitt dessen Banalität.
Anfang der 80er Jahre fährt die 20-jährige Petra Reski in einem alten R4 von Kamen nach Corleone - und ist entäuscht.
"Der Pate" hatte ihre Neugier geweckt - aber was sie in Corleone vorfand, war "nur" eine normale sizilianische Kleinstadt.
1989 fuhr sie dann als Journalistin ein zweites Mal Richtung Sizilien - und traf zuersteinmal auf die mittlerweile stark gewordene Antimafia-Bewegung. Im Mittelpunkt dieser Bewegung standen damals die beiden Mafiajäger Borsellino und Falcone.
So bekam Petra Reski schnell einen tiefen Einblick in die real existierende Mafia. Und dabei fiel ihr besonders auf, daß Borsellino und Falcone diese nicht nur in Sizilien verfolgten, sondern vor allen Dingen auch in Norditalien, den USA und vor allen Dingen in Deutschland.
Mittlerweile "leidet" auch die kalabrische Mafia - die 'Ndrangheta - stark unter dem Druck italienischer Mafiajäger. Und hier bietet sich das gleiche Bild: Die 'Ndrangheta ist bestens in Norditalien und Deutschland vernetzt.
Petra Reski hat diese Zusammenhänge in ihrem neuesten Buch Von Kamen nach Corleone in ein Roadmovie verpackt. Der Mafia schmeckt das natürlich gar nicht. Sie hat aber mittlerweile auch gelernt, daß es recht ungeschickt ist, mit Gewalt zu drohen. "Rechts"-Anwälte sind viel wirkungsvoller. Schauen Sie einfach, was Petra Reski dazu im Video erzählt.
Alles übertrieben?
Na dann schauen Sie mal hier.
Heutzutage können sich glücklicherweise nicht nur privilegiert Nordeuropäer wie einst Goethe eine Reise nach Sizilien erlauben. Dementsprechend gibt es eine Vielzahl von Literatur: Reiseführern aber auch einige Reiseberichte, Romane und natürlich Sachbücher - vor allen Dingen zum Thema "Mafia". Wir stellen hier einige besonders interessante Titel vor.
Heutzutage können sich glücklicherweise nicht nur privilegiert Nordeuropäer wie einst Goethe eine Reise nach Sizilien erlauben. Dementsprechend gibt es eine Vielzahl von Literatur: Reiseführern aber auch einige Reiseberichte, Romane und natürlich Sachbücher - vor allen Dingen zum Thema "Mafia". Wir stellen hier einige besonders interessante Titel vor.