Marsala? Nein - nicht Masala! Ach ja - der süße Wein! Nein, das tolle Rot! Oder Chicken Marsala?
Also - besser wir fangen nochmal von vorne an: "Masala" ohne "r" ist ein indisches Gewürz und "Marsala" eine sizilianische Stadt.
In Marsala und Umgebung versteht man sich seit Jahrhunderten auf süße Weine. Im 18. Jahrhundert wurden sie zufällig vom englischen Kaufmann John Woodhouse "entdeckt". Ein paar Proben davon lösten in seiner Heimat Begeisterung aus.
Das war die Chance des Lebens für John Woodhouse. Er blieb in Marsala, gründete eine Firma und verkaufte den süßen Wein unter dem Markennamen "Marsala". In seiner alten Heimat wurde der Marsala aber nicht nur als Aperitif oder Desserwein getrunken, sondern auch zum Kochen benutzt. Eines der, auch in den USA bekanntesten Rezepte ist "Chicken Marsala" (Hähnchenschnitzel mit Pilzen in Marsala-Soße).
Marsala gibt es als Weiss- und Rotwein. Letzterer stand Pate für die Trendfarbe 2015. Sie hat sich besonders dort verbreitet, wo kurzlebige Trends angesagt sind - in der Mode. Auf dieser Webseite beschreiben wir die Stadt und den Wein.
Die Informationen auf dieser Seite stammen von unserer Sizilien-Expertin Britta Bohn.
Britta beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Alltag und dem Leben auf Sizilien.
Mit unserem kostenlosen Newsletter verpasst Ihr keine ihrer Tipps mehr:
...wir laden euch herzlich ein in die Facebook-Gruppe "Trip-Tipp Sizilien". Stellt eure Fragen und holt euch jede Menge Geheimtipps für eure individuelle Sizilienreise:
Sie suchen in Sizilien eine Ferienwohnung und sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht? Stimmt - das Angebot ist recht unübersichtlich!
Daher finden Sie hier eine kleine aber feine Auswahl. Jede Ferienwohnung in unserer Liste zeichnet sich durch ein "gewisses Extra" aus... mehr
Sizilianische Mode? Dolce & Gabbana?
Stimmt! Ein echter Geheimtipp aber ist Mode, die in Sizilien entworfen und hergestellt wird.
Wie z.B. von Filly Cusenza aus Bagheria. Sie kreiert tragbare Kunst aus Stoffen, Faden und Knöpfen. Ihr Markenzeichen ist das peppige Cartoon Girl Filly Biz... mehr
Wir gehen an dieser Stelle davon aus, daß Sie Ihren Sizilien Urlaub ausserhalb von Marsala verbringen und jetzt neugierig auf diese Stadt am Meer sind. Im ersten Schritt müssen Sie natürlich von Ihrem Urlaubsort nach Marsala gelangen. Dazu bieten sich diese zwei Möglichkeiten:
Marsala ist über die Landstraße SS115 an das Autobahnnetz Siziliens angeschlossen. Und das sogar gleich von zwei Seiten: Im Norden die an Autobahn A29dir Richtung Trapani und im Süden an die Autobahn A29 (Mazara del Vallo).
Wir empfehlen allerdings, die SS115 einige Kilometer vor Marsala zu verlassen. Sowohl von Norden, als auch von Süden kommend können Sie dann fast direkt am Meer entlang cruisen. Wir sind schließlich im Sizilien Urlaub und auf fünf Minuten kommt es sicher nicht an.
Vielleicht aber ist der dieser Umweg sogar schneller, denn er umgeht elegant das Stadtzentrum von Marsala. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Auf unserer Meerstrecke liegen gleich drei Parkplätze, von denen aus es nicht weit in die Innenstadt ist.
Für alle, die die Verbindung von Stadt und Meer lieben, ist die Lage von Marsala einfach traumhaft. Die Kehrseite der Medaille ist eine weniger traumhafte Anbindung an das Netz der Trenitalia.
Für den Sizilien Urlaub sind nur die Verbindungen zu benachbarten Städten wie Trapani brauchbar. Nicht zuletzt wegen des nahen Flughafens ist der Bahnhof von Marsala aber auch Ziel von Fernbussen. Mit ihnen funktioniert die Verbindung zu weiter entfernten Städten wie z.B. Palermo deutlich besser.
Einige sehr interessante Ausflugsziele liegen allerdings "mitten in der Pampa". Diese "grünen Sehenswürdigkeiten" sind realistischerweise nur mit einem als weniger grün angesehenen Verkehrsmittel erreichbar - dem Mietwagen.
Sizilien ist bekannterweise eine Insel. Und wie für alle Inseln, so spielt auch für Sizilien das Meer eine ganz besondere Rolle. Für Marsala gilt das gleich mehrfach:
Was passiert, wenn wir eine Untertasse mit Salzwasser in der Sonne stehen lassen? Genau - es bleiben schöne Salzkristalle übrig.
Marsala hat eine riesige Untertasse vor der Haustür. Das Mittelmeer ist hier sehr flach und der sizilianische Sommer bietet wochenlang Sonne pur. Dazu kommt ein stetiger Wind, der für trockene Luft sorgt. Perfekte Voraussetzungen also für Meerwassersalinen.
Früher einmal haben sie Marsala reich gemacht. Heute haben wir Salz im Überfluss und bekommen es nahezu geschenkt - eine Folge der industriellen Massenproduktion. Vor diesen Zeiten bezeichneten die Menschen Salz allerdings nicht zufällig als "Weisses Gold". Orte, an denen Salz aus Meerwasser gewonnen werden konnte oder an denen Salzstöcke nahe unter der Erdoberfläche lagen, gab es nicht viele. Entsprechend hoch war der Preis für Salz.
Wer in seinem Sizilien Urlaub in den Salinen von Marsala Arbeitern zuschaut, bekommt schnell einen Eindruck von dem Aufwand, der hinter der traditionellen Gewinnung von Meersalz steckt. Kein Wunder also, dass Marsala dieser ehemals so wichtige Industriezweig mehr und mehr wegbrach. Zu allem Überfluss gab es 1965 eine Flut, die die Salzwiesen schwer beschädigte. Mittlerweile gibt es allerdings eine Renaissance des traditionell gewonnen Meersalzes.
Mit Unterstützung des WWF werden einige Salzwiesen wieder genutzt. Dabei legt man Wert darauf, drei Ziele zu harmonisieren: die Salzgewinnung, den Umweltschutz und den Tourismus. So können Sizilien Urlauber z.B. eine restaurierte Windmühle besichtigen (lila Marker 3 in der Karte).
Sizilien ist der Mittelpunkt der mediterranen Welt. Kein Wunder also, dass man sich schon in der Antike um unsere Sonnen-Insel stritt.
Dieser Streit eskalierte in den Punische Kriegen. Das Ergebnis beschrieb Berthold Brecht so: "Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden."
Die bekannteste sizilianische Stadt, auf die Brechts Satz zutriff ist die ehemalige karthagische Handelsniederlassung Palermo. Heute finden Archäologen hier nur noch karthagische Fragmente. Sie sind daher froh über eine kleine Insel vor den Toren Marsalas. Denn auch hier hatten die Karthager eine Handelsniederlassung gegründet. Sie wird heute Mozia genannt (lila Marker 2 in der Karte).
Und auch Mozia wurde durch einen Krieg zerstört, dann allerdings auf dem Festland wieder aufgebaut. Das war der Beginn des heutigen Marsala. Unsere kleine Insel fiel in einen Dornröschenschlaf, aus dem sie erst im 17. Jahrhundert durch einen gewissen Philipp Clüver auferweckt wurde. Er erkannte als erster, dass sich auf Mozia viel über das alte Karthago lernen ließ. In den folgenden Jahrhunderten gruben daher auf Mozia weitere Archäologen, u.a. auch Heinrich Schliemann.
Ende des 19. Jahrhunderts kaufte dann ein gewisser Joseph Whitaker die gesamte Insel. Woher er das Geld dafür hatte? Durch den Handel mit Marsala - unserem süßen Wein. Joseph Whitaker hatte nicht nur viel Geld, sondern auch genügend Zeit für seine Leidenschaft - die Archäologie. Ihm verdanken wir heutigen Sizilien Urlauber die Möglichkeit, Mozia besuchen zu können. Dazu fahren Boote bei der Salinen-Mühle "Infersa" ab (lila Marker 3 in der Karte).
Sizilien ist nur etwas für die Silver Generation auf der Suche nach den antiken Wurzeln Europas? Weit gefehlt. Das Video rechts zeigt coole Mädels und Jungs, die Sizilien als Paradies für ihren Sport sehen - Kitesurfing.
Antike Wurzeln gibt es dafür nicht. Im Gegenteil - das Kitesurfing entwickelte sich erst in den 90er-Jahren und die Lagune vor den Toren Marsalas wurde schnell zu einem "angesagten Spot". Die Szene bezeichnet "Spots" als besonders gut geeignete Surf-Reviere.
Kitesurfer aber auch "normale" Windsurfer lieben die Lagune von Marsala (lila Marker 1 in der Karte) wegen dieser Eigenschaften:
Das Beste aber kommt zuletzt. In der Lagune von Marsala können Sie auch im Winter surfen.
Die antike Großstadt Karthago hat eine moderne Nachfolgerin - Tunis. Ein Blick auf die Landkarte des Mittelmeerraums reicht, um zu verstehen, warum für die Karthager Mozia so wichtig war. Den alten Griechen gefiel die Ansiedlung weniger - sie zerstörten Mozia. Die Karthager eroberten zwar die Ruinen von Mozia zurück, entschieden sich aber die Stadt auf dem Festland wieder aufzubauen. Heute liegt ein Teil dieser antiken Stadt vor den Toren Marsalas. Für Sizilien Urlauber sind dort vor allen Dingen diese vier Punkte interessant:
Die Wikinger verbinden wir automatisch mit ihren Schiffen. Die begnadeten Schiffbauer schufen vor ca. 1000 Jahren mit einfachsten Werkzeugen ernorm effektive und gleichzeitig elegante Wasserfahrzeuge.
Fast 2000 Jahre früher (!) entstand im heutigen Libanon eine ähnliche erfolgreiche Seefahrer-Nation - die Phönizier. Eine ihrer vielen Handelsniederlassungen hieß Karthago. Karthago entwickelte sich schnell von einer kleinen Stadt zu einer mediterranen Großmacht.
So also wurden aus den Phöniziern die Karthager. Die Römer steuerten noch einen weiteren Namen dazu. Sie nannten ihre Konkurrenten "Punier". Daher also die Punischen Kriege, die mit der weitgehenden Zerstörung der Großmacht Karthago endeten.
Kein Wunder also, daß Archäologen so wenig karthagische Überreste finden - mit einer Ausnahme: Marsala. Sizilien Urlauber können die Fundstücke im Museum Baglio Anselmi (roter Marker 1 in der Karte) bewundern. Und so, wie das berühmte Osebergschiff der ganze Stolz des Wikinger-Museums von Oslo ist, so ist dies ein karthagisches Schiff für das Baglio Anselmi. Es wurde in den 70er Jahren von Honor Frost einer Pionieren der Unterwasser-Archäologie aus der Lagune von Marsala gezogen und ist bis heute das einzige Fundstück seiner Art.
Berthold Brecht warnender Kommentar zur Zerstörung der Großmacht Karthagos durch die punischen Kriege vergisst, daß es an ihrem Ende einen großen Gewinner gab: Rom.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts träumte ein gewisser Benito Mussolini davon, das Römische Reich wieder auferstehen zu lassen. Ein Größenwahn wie dieser drückt sich gerne in pompösen Bauten aus - wie auch in dem in den 20er Jahren gebauten Kino vor den Toren Marsalas (roter Marker 2 in der Karte). Damals war es noch ein Freiluft-Kino und hieß "Arena Roma".
1935 machte Mussolini dann ernst. Er überfiel und kolonialisierte Abessinien. 1936 wurde das Arena Roma in einen Kinosaal umgewandelt und "zu Ehren" der erfolgreichen Kolonialisierung "Cinema Impero" genannt. Tatsächlich hielt das Kino wesentlich länger durch als der Diktator - bis ihm dann die massenhafte Verbreitung des Fernsehens die Existenzgrundlage entzog. Da es auf dem Gelände des Archäologischen Museums steht, übernahme die Region Sizilien das "Impero". Heute nutzt es die Stadt Marsala als Theater und allgemein als Bühne für diverse kulturelle Veranstaltungen.
Das Video rechts versteht man auch ohne ein Wort Italienisch: Ein Boot setzt Soldaten mit roten Hemden im Hafen von Marsala ab. Gleichzeitig nimmt ein Herr mit Vollbart und Zigarre die Ovationen der geneigten Bürgerschaft entgegen.
Was hier gespielt wird? Nichts weniger, als die Gründung Italiens. Naja - hängen wir es ein wenig tiefer. Es geht hier - im wahrsten Sinne des Wortes - um den Startschuss der Gründung: dem Sbarco a Marsala (Landung in Marsala) am 11. Mai 1860.
Sizilien stand seit dem Mittelalter unter spanischer Herrschaft. Innenpolitisch stützte sie sich auf eine kleine Schicht von Landbaronen. Auf deren Latifundien verdingten sich landlose Bauern als Tagelöhner - in Schach gehalten durch "Schutztruppen" der Landbarone. Gewalt erzeugt Gegengewalt und so schlossen sich tausende dieser Tagelöhner zu Banden - den sog. Briganten - zusammen.
Im 19. Jahrhundert politisierten sich die Briganten. Jetzt ging es nicht mehr nur darum, den Landbaronen Vieh zu klauen - jetzt wollte man auch die spanische Fremdherrschaft abschütteln. Das passte perfekt zu Strömungen im Piemont, die einen italienischen Nationalstaat anstrebten. Ihr militärischer Arm war Giuseppe Garibaldi - der Herr mit Bart im Video.
Garibaldi nutzte die Unruhen in Sizilien für seine Pläne. Er landete zwar mit nur 1000 Gleichgesinnten (den "Rothemden") in Marsala, wusste als erfahrener Revoluzzer aber genau, wie man aus Briganten-Gruppen eine Guerilla-Armee aufbaut. Und ein zweites Ereignis kam Garibaldi gerade recht: Ein ohnehin durch innere Spannungen geschwächtes Spanien führte 1860 auch noch einen Kolonialkrieg gegen Marokko.
So gelang es Garibaldi tatsächlich, Sizilien in kurzer Zeit zu "befreien". Wie aber sollte es jetzt mit Sizilien weitergehen? Für Garibaldi war es nur der erste Schritt auf seinem eigentlichen Ziel - Italien. Die Briganten wollten Landreformen und eher eine unabhängige Republik. Die Landbarone wünschten natürlich nichts sehnlicher, als die alte Ordnung.
Und was bekam Sizilien? Einen König, Verwaltungsbeamte und Militärs aus dem Piemont. Das alles zwar unter dem neuen "Label" Italien - aber nicht einmal eine Landreform war dabei herausgesprungen. Schlimmer noch: Der sizilianische Export - z.B. von Marsala-Wein - wurde durch neue Zollregeln erheblich gestört. Kein Wunder also, daß es 1866 zu neuen Aufständen kam. Sie wurden allerdings erfolgreich niedergeschlagen - diesmal von italienischen Truppen.
Sprechen Sie Sizilianer auf Garibaldi an, werden Sie also eher selten auf die im Video gezeigte Begeisterung stoßen. In Marsala hat man ihm trotzdem ein Denkmal gesetzt (roter Marker 3 in der Karte).
In den "guten alten Zeiten" baute man hohe Schutzmauern um Städte herum. Wer ganz sicher gehen wollte, buddelte davor auch noch einen Graben.
Marsala wollte ganz sicher gehen, denn ab dem 15. Jahrhundert breitete sich im Mittelmeer eine "Unsitte" aus, die auch heute wieder aktuell ist: Piraterie. Die damaligen Piraten kaperten allerdings nicht nur Schiffe. Sie plünderten auch Küstenstädte wie Marsala und versklavten deren Bevölkerung.
Im 19. Jahrhundert machten Stadtmauern militärischen keinen Sinn mehr und behinderten ausserdem die Ausbreitung der Städte ins Umland. Und die Mittelmeer-Piraten gab es schon lange nicht mehr.
Also schleifte auch Marsala seine Stadtmauer und schüttete mit den Resten den Graben zu. Gleichzeitig kam ein schlauer Mensch auf die Idee, auf der neue entstandenen Fläche einen Park zu errichten - die "Villa Comunale Felice Cavallotti" (roter Marker 4 in der Karte). Das mediterrane Grün diese Gartens ist ein wunderbarer Kontrast zum omnipräsenten Blau des Meeres vor Marsala.
Die Altstadt Marsalas bietet etwas, um das sie viele sizilianische Städte beneiden: eine große Fußgängerzone. Alleine für sie lohnt schon ein Ausflug nach Marsala. Um die Fußgängerzone herum finden Sizilien Urlauber eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten. Die wichtigsten sind:
Auf Sizilien war das Christentum schon in der Antike weit verbreitet. Im 4. Jahrhundert wurde es die Staatsreligion des römischen Reichs und es kam auch in Sizilien zu Gründungen von Kirchen und Klöstern.
So entstand auch mitten in Marsala ein großes, dem heiligen Petrus gewidmetes Kloster. Vor allen Dingen Benediktiner und Domenikaner nutzen dieses Kloster. Sie vergrößerten es im Verlauf der Jahrhunderte und erweiterten es um eine Kirche.
Irgendwann allerdings war es nicht mehr so attraktiv, sein gesamtes Leben in Klöstern zu verbringen. Die Folge: das Kloster von Marsala stand im 20. Jahrhundert mehrere Jahrezehnte leer - und das mitten in der guten Stube der Stadt. Glücklicherweise wurde es in den 90er Jahren restauriert und ist heute das "Complesso Monumentale San Pietro" (roter Marker 5 in der Karte). Nein, hier hat niemand monumentale Komplexe. "Complesso Monumentale" lässt sich am besten mit Kultur-Zentrum übersetzen.
Für Sizilien Urlauber ist besonders das Museum des Zentrums interessant. Es widmet sich natürlich der antiken Ursprünge Marsalas, der Person Gisueppe Garibaldi und der Volkskunst. Ein besonders charakteristische Facette der sizilianischen Volkskunst ist das Marionettentheater. Es gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.
Wie wir bereits häufiger gesehen haben, bezieht sich Marsala immer wieder auf zwei historische Punkte, die karthagischen Wurzeln und Gisueppe Garibaldi.
Das Gebäude des Stadtrats von Marsala (roter Marker 6 in der Karte) stammt eindeutig nicht aus der Antike - es erinnert vielmehr an ein Ereignis, das Garibaldi den Weg ebnen sollte. 1848 gab es in Europa eine Kette von Revolutionen. Die Schweiz wird Bundesstaat, in Wien kommt es zum Oktoberaufstand und in Frankfurt tagt das erste deutsche Parlament. Und wo wurde der Funke gezündet? Genau - in Palermo!
Hier beginnt am 12. Jan. 1848 ein Aufstand gegen die Bourbonen, der sich schnell über ganz Sizilien ausbreitet. Fast all diese Revolutionen scheitern - so auch die sizilianische. Trotzdem - oder besser nicht zuletzt deswegen - gärte der Unwillen über die bourbonische Besatzung immer mehr. Und so begann am 3. April 1860 in Palermo ein neuer Aufstand. Der hatte sich bis zum 7. April nach Marsala "durchgefressen".
Als dann also Garibaldi am 11. Mai in Marsala landete, war das Feld bereits für ihn bestellt. Als Erinnerung an den Volksaufstand in Marsala heisst das Rathaus "Palazzo VII Aprile". Seine eigentlichen Wurzeln sind aber andere: An der Stelle des heutigen Palazzo VII Aprile stand früher die "Loggia dei Pisani". Nein, es handelte sich dabei nicht um einen Versammlungsort für Freimaurer, sondern einen Treffpunkt für den Handel mit Kaufleuten aus Pisa.
Hat ein Ort mehrere Kirchen - was in Sizilien häufig selbst auf kleinere Städte zutrifft - heisst die zentrale Kirche "Chiesa Madre", also Mutterkirche.
Sie steht meist, wie das Rathaus, an der zentralen Piazza der Stadt. Auch wenn es kein regulärer Dom ist, nennt man sie trotzdem häufig auch "Duomo" - besonders, wenn es eine große Kirche wie die in Marsala ist (roter Marker 7 in der Karte).
Die Chiesa Madre von Marsala ist San Tommaso di Canterbury gewidment. San Tommaso ist ausserhalb Italiens eher als Thomas Becket bekannt. Warum man ausgerechnet einen englischen Heiligen ausgewählt hat? Nein, es war nicht der starke englische Einfluss auf die Weinwirtschaft Marsalas - der kam erst viel später. "Schuld" ist Johanna von England oder besser gesagt ihr Vater, König Heinrich II.
In jüngeren Jahren waren der König und Thomas Becket dicke Freunde. Heinrich macht ihn zuerst zum Kanzler und dann zum Erzbischof von Canterbury. Letzteres hätte er besser nicht getan. Es kam zu einer Machtprobe zwischen den beiden ehemaligen Freunden. An dessen Ende ermordenten Anhänger Heinrichs Thomas Becket. Soweit hatte Heinrich allerdings gar nicht gehen wollen. Als "Entschädigung" wurde Thomas Becket schon wenige Jahre nach seiner Ermordung heilig gesprochen. Johanna war aber nicht nur Heinrichs Tochter, sondern auch Königin von Sizilien. Sie war es, die "San Tommaso" auf unserer Sonneninsel bekannt machte.
Ihre Lage an der Westspitze Siziliens macht Marsala für das Militär interessant. Wie wir oben gesehen haben, galt das schon für die Karthager, Griechen und Römer. Ab dem Mittelalter waren es dann die Spanier, die ihre Kolonie Sizilien von Marsala aus gegen Piraten verteidigten.
Bis ins 16. Jahrhundert hinein wurden die spanischen Soldaten bei Privatleuten einquartiert. Verständlicherweise fanden das letztere nicht besonders lustig. Zur Entschärfung der Situation brachte man die Soldaten irgendwann in leer stehenden Gebäuden unter. Das wiederum fanden verständlicherweise die Soldaten nicht besonders lustig. Die Gebäude standen ja nicht leer, weil sie so gut in Schuss waren.
Daher entschied gegen Ende des 16. Jahrhunderts der Stadtrat von Marsala eine Kaseren zu bauen - das Quartiere spagnolo (roter Marker 8 in der Karte). Auch heute noch ist die Westspitze Siziliens militärisch wichtig - aber eine Kaserne in der Altstadt von Marsala macht wirklich keinen Sinn mehr. Das Gebäude ist daher heute der Sitz der Stadtverwaltung. Und worin liegt der touristische Wert des Ganzen? In der Entspannung! In der Mitte des Hofes laden ein Springbrunnen und schattenspendende Bäume zu einer Pause ein. Diverse Bars in der Umgebung bieten Sitzgelegenheiten draussen - und natürlich Wein soviel das Herz begehrt.
Neben dem großen Kloster beherbergte Marsala auch mehrere kleinere. So z.B. dasjenige des Karmeliten-Ordens. Aber auch - oder vielleicht sogar gerade - die Lebensweise der Karmeliten verlor an Attraktiviät.
Heute ist das restaurierte Gebäude sitzt der Pinakothek von Marsala (roter Marker 9 in der Karte). Es zeigt vor allen Dingen italienische Künstler des 20. Jahrhunderts:
Man sagt ja, im Wein liege die Wahrheit. Für Sizilien liegt im Wein sogar die Zukunft. Gleichzeitig ist besonders der Marsala-Wein ein Symbol dafür, aus welch tiefem Tal unsere Sonnen-Insel sich seit dem Ende des 20. Jahrhunderts herausgearbeitet hat. Dies sind die drei Phasen seiner Entwicklung:
1770 musste der englische Kaufmann John Woodhouse sich im Hafen von Marsala vor einem Sturm in Sicherheit bringen. Er ging also an Land, suchte sich eine Herberge und bekam dort den Wein angeboten, den man ansonsten nur bei besonderen Anlässen kredenzte: "il perpetuum" - also "Der immer Wiederkehrende".
Der portwein-ähnliche Perpetuum gefiel John Woodhouse so gut, daß ihm eine Geschäftsidee kam: Der bei den Briten so beliebte Portwein war wegen Napoleons Kontinentalsperre nur schwer zu bekommen. Sizilien hatte Napoleon aber nicht unter Kontrolle.
Konnte man vielleicht den süßen Wein aus Portugal gegen den aus Sizilien ersetzen? Um das herauszufinden, kam John Woodhouse 1773 wieder nach Marsala, kaufte einige Fässer Perpetuum und schickte sie in die Heimat. Damit sie den langen Schiffstransport besser überstehen würden, mischte er dem Perpetuum aber vorher noch ein wenig "Hochprozentiges" hinzu. Ob es nun genau daran lag ist unklar - auf jeden Fall waren die Fässer mit "aufgespritetem" Perpetuum sehr schnell leer.
Daher begann John Woodhouse 1776 mit der Massenproduktion des Weins und gab ihm den heute noch bekannten Markennamen: Marsala. Andere englische Kaufleute - wie z.B. die Whitakers - rochen den Braten und sprangen auf den Marsala-Zug auf. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgten italienische Kaufleute, allen voran die Florio.
Das Ende des 19. Jahrhunderts markierte für Sizilien einen schmerzhaften Niedergang. Sizilien hatte sich immer noch nicht vom Anschluss an Italien erholt und nun kam noch eine protektionistische Wirtschaftspolitik hinzu.
Steuern und vor allen Dingen Zollgebühren stiegen und würgten so dem für Sizilien so wichtigen Export die Luft ab. Einer der Verantwortlichen dafür war ausgerechnet ein italienischer Ministerpräsident aus Sizilien - Francesco Crispi.
Das alles traf insbesondere auch die Woodhouses, Whitakers und Florios - sizilianischer Wein verkam zu Rohware für den Verschnitt mit Weinen aus bekannten Wein-Regionen Europas. Irgendwann gab es aus Sizilien - der größten Weinbauregion Italiens - keine eigenen Weine mehr. Bis man sich dann in den 80er Jahren wieder auf den alten Markenwein Marsala besann.
Besonders engagiert war dabei Marco De Bartoli. Er stammte aus einer in Marsala alteingesessenen Winzerfamilie, hatte aber keine Lust, Verschnittwein für andere zu produzieren.
Im Gegenteil. Er hatte es sich in seinen - wie man sagt besonders widerspenstigen - Kopf gesetzt, zu den Ursprüngen des Marsalas zurückzukehren.
Das hieß nichts mehr oder weniger, als den Perpetuum wieder auferstehen zu lassen. Man kann ihn heute wieder unter dem Namen "Vecchio Samperi" in guten Weinläden kaufen.
Trotz seiner hohen Qualität darf der Vecchio Samperi nicht den Markennamen "Marsala" tragen - er entspricht nicht den formellen Anforderungen. Das Ansehen der Familie De Bartoli ist aber derart hoch, daß sie darauf pfeiffen können.
"Zurück zu den Wurzeln" hört sich natürlich zuersteinmal gut an - aber nicht für diejenigen, die plötzlich eine neue Konkurrenz wittern. Schließlich lief die Aktion von Marco De Bartoli darauf hinaus, daß Sizilien wieder mit eigenen Weinen auf dem Markt erschien. Markenweine aus Sizilien - der größten Weinbauregion Italiens - das ging natürlich gar nicht!
So fing man also von interessierte Seite an, Marco De Bartoli Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Und dazu bedurfte es keineswegs der guten alten Mafia-Methoden. Viel effektiver waren Anklagen wegen Panscherei, Umweltschäden, Unterschlagung archäologischer Fundstücke etc. Von all diesen Anklagen wurde er freigesprochen. Die Antreiber der Verleumdungskampagnen hätten ihr Ziel aber trotzdem fast erreicht: die Zerstörung des Konkurrenz-Winzers Marco de Bartoli. Aber eben nur fast.
Heute ist man Marco de Bartoli, dem "Enfant terrible von Marsala" mehr als dankbar: Es gibt mittlerweile nicht nur den berühmten Perpetuum wieder, sondern viele weitere sizilianische Prädikatsweine. Marco de Bartoli hat nicht nur alle Anfeindungen überstanden, sondern ist heute das Vorbild für die Auferstehung des sizilianischen Weins. Im Dezember 2015 gab es im Complesso Monumentale San Pietro eine große Hommage an den mitterweile verstorbenen Marco De Bartoli.
Marsala lässt sich nicht nur im Weinglas geniessen. Er eignet sich auch hervorragend für die süße Note beim Backen und Kochen. Die folgenden Rezepte gehen auf die Slow Food Köchin Marta Messeri zurück. Vielen Dank Marta!
Zutaten für 4 Personen:
Das Öl in einer Pfanne erhitzen und das bereits gesalzene und gepfefferte Filet zusammen mit Salbei und Thymian bei geringer Hitze von beiden Seiten anbraten.
Mit der 1/2 Tasse Marsala übergießen und langsam verdampfen lassen, währenddessen die Äpfel schälen, in Stücke schneiden und zusammen mit einem Glas Wasser hinzugeben, weitere 15 Minuten kochen lassen.
Die Möhren 5 Minuten in Butter mit etwas Salz anbraten, mit 1/3 Tasse Marsala begießen und ca. 10 Minuten zugedeckt bei schwacher Hitze bissfest kochen.
Das Filet aus der Pfanne nehmen und die Äpfel solange kochen bis sie cremig sind (evtl. mit dem Kartoffelstampfer nachhelfen).
Das Filet in Scheiben schneiden und mit der heißen Soße übergiessen, die Möhren dazu anrichten.
Zutaten für 4 Personen:
Den geschälten Knoblauch zusammen mit einem Esslöffel gehackter Petersilie in einer Pfanne in dem Öl anbraten, die Garnelen hinzufügen und für ein paar Minuten mitbraten.
Mit Salz und Pfeffer abschmecken, mit Marsala übergießen und bei kleiner Flamme verdampfen lassen.
Die Spaghetti "al dente" in Salzwasser garen, abgießen, zu den Garnelen in die Pfanne geben und noch einige Minuten mitgaren. Auf Teller verteilen und mit gerösteten Mandeln und Petersilie garnieren.
Heutzutage können sich glücklicherweise nicht nur privilegiert Nordeuropäer wie einst Goethe eine Reise nach Sizilien erlauben. Dementsprechend gibt es eine Vielzahl von Literatur: Reiseführern aber auch einige Reiseberichte, Romane und natürlich Sachbücher - vor allen Dingen zum Thema "Mafia". Wir stellen hier einige besonders interessante Titel vor.
Heutzutage können sich glücklicherweise nicht nur privilegiert Nordeuropäer wie einst Goethe eine Reise nach Sizilien erlauben. Dementsprechend gibt es eine Vielzahl von Literatur: Reiseführern aber auch einige Reiseberichte, Romane und natürlich Sachbücher - vor allen Dingen zum Thema "Mafia". Wir stellen hier einige besonders interessante Titel vor.